Im Laufe des Lebens bilden wir das aus, was wir als unsere Persönlichkeit beschreiben. Es ist ein individuelles Set aus Denk- und Verhaltensweisen. Viele dieser Denk- und Verhaltensweisen hinterfragen wir nicht mehr. So sind wir. So waren wir immer. Es fühlt sich vertraut an, der - die zu sein. Das ist unser Modus oder Default, des automatischen Denkens- und Verhaltens.
Viele dieser Verhaltensmuster sind über Jahre, oft seit der frühesten Kindheit (dadurch häufig vorsprachlich - es gibt keine Sprache nur ein Gefühl für etwas) eingeübt und trainiert. Diese Muster sind im Körper verankert. Wer einmal Fahrrad fahren gelernt hat, kann das für den Rest seines - ihres Lebens. Der Körper kann Fahrrad fahren. So ist es mit vielen Verhaltensweisen. Es gibt ein Programm dazu, dass im Körper gespeichert ist. Der Körper ruft dieses Verhalten in den entsprechenden Situationen ab. Das Verhalten ist nicht mehr bewusst, sondern auf der Festplatte des Körpers abgelegt, damit der Kopf – aus Gründen der Energieeffizienz – nicht jedes Mal neu über alles nachdenken muss, z.B. wie stehe ich morgens auf, wie koche ich Kaffee, wie dusche ich und wie komme ich morgens zur Arbeit, wie verhalte ich mich gegenüber bestimmten Personen, etc… vieles in unserem Verhalten ist Routine, das machen wir immer so und es war auch schon immer so.
Diese gelernten Verhaltensweisen wirken im Körper – über die Zeit und durch vielfache Wiederholung - wie autonome Informationen, sie werden unbewusst. Werden oft geübte Verhaltensweisen „unbewusst“ (wie Fahrradfahren oder die Eingabe der Pin der EC-Karte) sind sie meist nicht mehr direkt veränderbar. Sie liegen auf der Festplatte des Körpers (unconscious mind). Bestimmt Verhaltensweisen, gerade unerwünschte, können daher ebenso wenig direkt über eine „Kopf-Entscheidung“ gesteuert werden wie andere Körperreaktionen oder Reflexe, die auf der Ebene des „Unbewussten“ oder autonomen Körper Geschehens ablaufen (z.B. Erröten – die 4F´s der Survival Responses: Fight, Flight, Fawn, Freeze).
Dieses Dilemma kennen wir alle. Wir finden etwas nicht gut und nehmen uns vor es zu ändern oder fassen einen Neujahrs-Vorsatz: ab Tag x höre ich auf mit dem Rauchen, esse weniger oder was auch immer. Abends auf der Couch beobachtet man dann mit Verwunderung, wie „das ES“ die Schokolade isst (Freud: Ich-ES-Über_Ich). Das ES steht hier für das unbewusste Verhalten. Das Unbewusste muss also wieder bewusst werden, wenn man sich verändern will.
Veränderungs-Anliegen sind nicht nur von innen (ich will etwas verändern) sondern auch von außen (ich muss etwas verändern) getrieben. Die von außen kommenden Veränderungs-Anforderungen haben oft Krisen Charakter: Jobverlust, Scheidung, Trennung oder Konflikte, Krankheit, das Durchleben von unterschiedlichen Lebensphasen (z.B. die Kinder gehen aus dem Haus, Wechseljahre etc.), Tod von Angehörigen und die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Diese Herausforderungen sind nicht selbst gewählt und werden wie aufgezwungen erlebt. Man muss sich verändern, um mit der Situation zurecht zu kommen.
Die Notwendigkeit zur Veränderung, wenn man sich nicht verändern wollte, löst oft Angst, Schock oder Gegenwehr aus. Man versucht das Alte zu erhalten. Versucht, der Veränderung irgendwie aus dem Weg zu gehen. Die Gefühlslagen, durch die ein (e) Betroffene ® gehen kann sind mit der Change Kurve beschrieben worden. Es kann dauern, bis man zur rationalen Akzeptanz der Situation kommt und in die Notwendigkeit zur Veränderung einwilligt.
Veränderung bedeutet die Informationen zu verändern, die auf der Festplatte gespeichert sind. Damit ist gemeint, das eigene „in der Welt sein“ zu hinterfragen, indem man die eigenen Gedanken & Gefühle als Ursache des Verhaltens kennenlernt.
Durch das Hinterfragen des eigenen Denkens, Fühlens, Handelns wird man selbst zum eigenen Beobachter und verschafft sich Distanz zum Gewohnten. Veränderung entsteht, wenn die Komfortzone (Default Mode) des gewohnheitsmäßigen bisherigen Denkens, Fühlens, Handelns verlassen wird oder werden muss. Persönliche Veränderung bedeutet anders zu denken, anders zu reden, anders zu fühlen und anders zu handeln als bisher.
Veränderungs-Erfolg hat ihren Preis und braucht Zeit. Es hat Jahre gedauert, bis man zum heutigen „Ich“ geworden ist. Einen Neustart für das Gehirn gibt es nicht auf Knopfdruck und er ist nicht in zwei Coaching-Sessions zu erzielen. Persönliche Veränderung bedeutet sich Zeit für sich zu nehmen, sich ernst genug zu nehmen, es sich wert zu sein.
Es ist schwer sich zu verändern. Es macht Angst und bringt Unsicherheiten mit sich. Es ist gewohnt so zu sein, wie man sich immer gefühlt hat. Es ist einfacher in den gewohnten Default zurückzufallen. Dann bleibt alles so. Nichts verändert sich, solange ich mich nicht verändere.
Oft ist der Weg eigener Veränderung weder linear noch einfach. Man gewinnt u.U. Erkenntnisse über sich, durch die man sich aus einem anderen Blickwinkel sehen muss. Überhöhte und idealisierte Vorstellungen von sich selbst werden sichtbar. Man erkennt, dass man ein Mensch ist, Fehler hat, Fehler macht. Es gilt sich der eigenen Unvollkommenheit und dem Nichtwissen über die Zukunft zu stellen. Es wird klarer, dass wir alle im gleichen Boot sitzen und keiner besser dran ist. Das ist alles nicht einfach. Man wird auch nicht fertig.
Man kann an einen Punkt ankommen, wo man sich selbst nicht mehr in Frage stelle. Damit ist sehr viel gewonnen.
Alle Sichtweisen, Methoden und Techniken, die ich Ihnen anbiete, waren hilfreich für mich und haben mir ermöglicht Veränderungen für mich zu erreichen. Das ist und war ein Weg über Jahre….
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Herzlichst Cosima Lindemann-Stübbe