„Was unterscheidet Coaching und Psychotherapie?“
Eine praktische Beschreibung
Coaching ist keine Therapie für Berufstätige oder Führungskräfte. Coaching und Psychotherapie sind unterschiedliche Verfahren, auch wenn die eingesetzten Methoden Ähnlichkeiten besitzen. Die zugrunde liegenden Ausbildungen und der gesetzte Fokus sind unterschiedlich. Coaching ist als eine kurzzeitige Intervention gedacht. Therapien dauern oft viel länger. Beide Verfahren zielen jedoch darauf ab, dass es dem (der) KlientIn besser geht. Letztlich geht es beiden Verfahren darum mit den KlientInnen Wege für als belastend oder als problematisch empfundene innere Zustände, äußere Umstände oder Situationen zu finden.
Ein wesentlicher Unterschied ist, dass eine Psychotherapie i.d.R. auf einer Diagnose beruht und bei der Krankenkasse beantragt werden kann. Coaching ist meist steuerlich als Weiterbildung absetzbar und der Klient kommt aus freien Stücken. Es besteht der Wunsch sich in einem bestimmten Bereich weiterzuentwickeln (Beruf & Karriere oder als persönliche Weiterbildung). Die Themen bringt der Klient als Anliegen mit in das Coaching.
Diagnosen orientieren sich an Symptomen, die zu einem Krankheitsbild zusammengefasst werden. Eine Diagnose setzt meistens eine eingeschränkte Steuerungs- oder Selbstmanagement Fähigkeit in einem bestimmten Bereich des Lebens oder sogar eine psychische Erkrankung voraus. Sollte eine diagnostizierbare psychische Erkrankung vorliegen, ist es die ethische Verantwortung eines Beraters den / die Betroffene an ein entsprechendes Hilfesystem weiter zu verweisen.
Im Coaching unterscheidet man das Business Coaching und das Life Coaching. Es geht auch hier um die Selbststeuerungs- und Selbstmanagementfähigkeiten in einem bestimmten Lebensbereich. Der Bezug im Business Coaching liegt meist auf der beruflichen Rolle und Fragestellungen, die sich aus dem Umgang mit Mitarbeitenden und Kolleginnen in einem bestimmten Umfeld ergeben. Persönliche Themen, die die private Person betreffen, stehen meistens im Vordergrund eines Life Coachings.
Wie weit der Rahmen im Coaching thematisch gespannt werden kann und welche Themen in der Coaching-Beziehung Raum finden, hängt von der gemeinsamen Auftragsklärung und der Ausbildung des Coaches ab. So ist z.B. die systemische Therapie mittlerweile ein anerkanntes Therapieverfahren. In die systemische Beratung & Coaching, haben die grundlegenden Annahmen und Interventionstechniken dieses Beratungsverständnisses längst Einzug gehalten. Ähnliches gilt für die tiefenpsychologische Beratung & Therapie, die Person-zentrierte Beratung & Therapie und kognitive Methoden, wie die Verhaltenstherapie. Die Verfahren bedienen sich u.a. des Gleichen methodischen Repertoires.
Psychologisch (die Seele und das eigene Innere betreffend) orientierte Psychotherapie, Beratung oder Coaching vertritt die Annahme, dass sich hinter dem "sichtbaren" psychischen und/oder körperlichem Symptom in der Regel unbewusste Ängste, Motivationen, Einstellungen, Wünsche, Emotionen usw. verbergen. Daher entscheidet letztlich die eigene persönlich empfundene Betroffenheit bezüglich bestimmter Symptome, ob eine Therapie oder Coaching die bessere Wahl für den (die) Einzelne ist.
Zudem ist es oft selbst verträglicher sich nicht als „krank“ anzusehen und Coaching ist einfacher zugänglich als eine Therapie, die beantragt werden muss.
Beide Verfahren setzen eine vertrauensvolle, offene und wertschätzende Beziehungsebene voraus, um wirksam sein zu können (Klaus Grawe).
Person zentrierte Haltung, Carl R. Rogers (1902-1987);
"Die bedingungslose und freundliche Annahme von Allem was ist und das tiefe Bedürfnis den eigenen Wert zu erleben und in der Begegnung mit anderen zu erfahren, halte ich für das zentrale Bedürfnis des Menschen überhaupt".
Diese Haltung verstehe ich als Grundauftrag für jede beratende Beziehung.
Methoden
Methoden sind immer nur so gut wie es die Beratungsbeziehung erlaubt. Ohne gute Beziehung ist der reine Methodeneinsatz häufig wirkungslos.... a fool with a tool is still a fool (Grady Booch, geb. 1955).
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Cosima Lindemann-Stübbe
Quellen:
#Carl Rogers
#Klaus Grawe