Was macht man eigentlich im Coaching?
Coaching ist meistens ein Gespräch zwischen zwei Personen, die über vereinbarte Gesprächsthemen gemeinsam reflektieren. Häufig geht es dabei darum, einen vorherrschenden Ist-Zustand genauer zu verstehen und zu verändern. Gründe einen Ist-Zustand verändern zu wollen sind z.B. eigene gesetzte Ziele zu erreichen oder Anforderungen in einem bestimmten Kontext besser zu erfüllen. Es kann ein erlebtes Defizit-Gefühl sein oder die Erkenntnis, dass Veränderung nicht so einfach geht und sich in dem eignen Prozess begleiten zu lassen.
Grundsätzlich werden die Gesprächs-Themen zwischen Coach und Coachee besprochen. Wenn das Coaching in einem beruflichen Kontext vom Unternehmen beauftragt wird, findet in der Regel ein Dreiecks-Gespräch zur Auftragsklärung mit den relevanten Vorgesetzten und / oder HR statt.
Bei der Auftragsklärung ist die (der) Coach gefragt zwischen den Zeilen zu lesen und neben den offensichtlichen Themen auch die zu erkennen und zu benennen, die eventuell darunterliegen. Coaching dient u.a. dazu die eigenen Beweggründe für ein bestimmtes Verhalten zu verstehen und einzuordnen. Ohne dieses Selbst-Verstehen ist Veränderung schwer zu erzielen, da die meisten Entscheidungen nicht über den „Kopf“ getroffen werden können. Jeder der versucht hat das eigene Verhalten situativ zu verändern oder unliebsame Marotten abzustellen, wird das erfahren haben. Unwillkürlich verhält man sich in der betreffenden Situation wieder genauso wie zuvor.
Coaching ist daher in meinem Verständnis eine Art sich zu begegnen, was weit über den Erwerb von Tools und Techniken hinausgeht, so nützlich das manchmal auch sein kann. Im Vordergrund steht die Person, mit ihrer einzigartigen Weise in der Welt zu sein.
Die Coaching-Beziehung ist durch unterschiedliche Rollen definiert und dennoch eine Begegnung von zwei Erwachsenen mit der Anforderung für sich Verantwortung zu übernehmen. Um einen guten Einstieg in die Zusammenarbeit zu ermöglichen, ist es die Aufgabe des Coaches die Rahmenbedingungen und hilfreichen Faktoren für eine gute Arbeitsbeziehung vorab ins Gespräch zu bringen. Die Ermutigung und Aufforderung an den (die) Coachee für sich einzustehen und gut zu sorgen ist ein Aspekt der Begegnungsebene im Coaching. Diese Auffassung unterscheidet die Arbeitsbeziehung im Coaching von denen, die einem Arzt-Patienten-Verhältnis ähneln. Hier besteht implizit ein Machtgefälle durch eine Partei, die scheinbar mehr weiß als die andere. Coaching verstehe ich im Sinne eines Sparrings und der Prozessbegleitung zur Entwicklung eigener, guter Lösungen, die aus dem einzigartigen intuitiven Wissen der jeweiligen Person kommt und innere Stimmigkeit erzeugt.
Coaching hat aus meiner Sicht folgendes Anliegen und implizites Ziel:
Anliegen: Arbeit mit dem INNEREN BEOBACHTER (Reflexionsebene) um Veränderungsanliegen für das SELBST zu formulieren.
Die wichtigste Instanz in meinen Coachings ist der innere erlebende Beobachter de(s/r) Coachee.
Der erlebende Beobachter „erlebt“ das eigene Verhalten. Er ist Spiegel und Bewertungsinstanz in Einem und gleichzeitig innerer „Sparringspartner“ um Verhalten zu reflektieren. Der innere Beobachter ist Benchmark-Geber für die eigenen Veränderungswünsche (-ziele). Ohne die innere Beobachter-Instanz kann weder die Wirkung des eigenen Handelns, noch die Zielerreichung oder die dahinterliegende Absicht verstanden werden.
Der Coach ist der erweiterte Sparringspartner für die Selbst- Reflexion als externer Spiegel.
Ziel: Das Veränderungsanliegen kann als die VERBESSERTE VERSION des SELBST (2.0) betrachtet werden.
Für die Formulierung des Veränderungsanliegens für das SELBST ist die Ebene des erlebenden Beobachters notwendig.
Daher ist Coaching in meiner Praxis eine konsequente Arbeit mit den persönlichen Anliegen de(r/s) Coachee und unterscheidet sich damit von Trainings oder allen vorwiegend auf „Input“ oder „erlernen von Methoden und Techniken“ ausgerichteten Verfahren.
Doch auch hier gilt, welche Absprache treffen dazu Coach und Coachee? Welche Intervention wird als hilfreich erlebt? So kann der Coach auch weitere Rollen einnehmen und methodisches Know How, Führungswissen oder Anderes vermitteln.
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Herzlichst Cosima Lindemann-Stübbe